Vom 14.-17. Oktober fand das 11. Forum der Russlanddeutschen in Twer/ Russland statt.
Es handelte sich dabei um eine Veranstaltung des JdR — Jugendring der Russlanddeutschen. Zu diesem Forum bin ich aufgrund meines Praktikums bei der djo- deutsche Jugend in Europa Bundesverband e.V. gefahren. Ich selbst bin aus Deutschland und habe, familiär gesehen, keinerlei Verbindung zu Russland oder Russlanddeutschen. Allerdings studiere ich Europastudien mit kulturwissenschaftlicher Ausrichtung in Chemnitz und lerne in diesem Rahmen seit knapp 2 Jahren die russische Sprache.
Nun möchte ich von meinen Eindrücken erzählen.

Einmal natürlich meine Eindrücke von dem Forum und natürlich auch meine Eindrücke von Russland, da ich dieses Land zum ersten Mal besuchte. Die folgenden Zeilen sind also aus meiner ganz persönlichen Sicht geschrieben und repräsentieren in keiner Weise die Meinungen von allen Deutschen.
Die Frage nach meinem ersten Eindruck musste ich in Russland sogar vor laufenden Kameras beantworten. Zu diesem Zeitpunkt ist mir spontan nichts eingefallen und ich habe nur ein paar Sätze hingestammelt. Jetzt, zurück in Deutschland hatte ich etwas mehr Zeit meine Gedanken in Worte zu fassen, doch es fällt mir immer noch recht schwer.

Die erste Stadt, die ich in Russland gesehen habe, ist Moskau.
Moskau — ich habe den Eindruck, dass Moskau bei den Russen und Russlanddeutschen, mit denen ich gesprochen habe, nicht sehr beliebt ist. Ich selbst bin unschlüssig, was meine Meinung zu dieser Stadt angeht. Sie ist grau. Zumindest grauer als zum Beispiel Berlin, wo ich im Moment lebe. Und die Leute scheinen immer sehr gehetzt zu sein. Als ich mit der Metro gefahren bin oder durch das Zentrum lief, war es immer so, als ob alle ein Wettrennen veranstalten und keine Zeit für ein Lächeln haben. Jedoch habe ich für mich auch positive Seiten an Moskau entdeckt. Zum Beispiel die kleinen Länden, die es in den Straßenunterführungen gibt. Wo es alles zu kaufen gibt, was man sich vorstellen kann. Gemüse und Obst neben Zigaretten und Strumpfhosen. Auch das Zentrum und vor allem die Basilius Kathedrale hat mich in Begeisterung versetzt. Die Kathedrale sieht aus wie aus einer anderen Welt. Als ob sie aus Süßigkeiten gebaut ist. Natürlich kannte ich sie schon vorher von Bildern, aber es ist doch etwas anderes, wenn man genau davor steht. Soviel zu meinem ersten Eindruck.

Aber Moskau ist nicht Russland und ich war auch nur einen Tag dort, bevor es nach Twer und damit zum Forum ging.
Während der knapp 6-stündigen Busfahrt konnte ich mir ein Bild von diesem Teil Russlands machen und habe viele Dinge gesehen, die mir gefallen haben. Die Häuser in den kleineren Orten zum Beispiel. In den Dörfern und kleinen Orten Deutschlands sieht fast jedes Haus aus wie das andere. Die meisten sind weiß und haben ein roten Dach. In Russland hingegen habe ich Hauswände und Dächer in allen Farben der Farbpalette gesehen. Von Gelb bis Rot über Grün, Blau und Violett. Auch die bunt bemalten Fensterrahmen haben mich begeistert. Außerdem sieht man überall am Straßenrand Menschen, die irgendwelche Produkte verkaufen. Das ist ebenfalls etwas, dass ich in Deutschland vermisse. Ist es doch viel schöner, etwas bei den Herstellern persönlich zu kaufen, als in den Supermarkt zu gehen.

Dann sind wir schließlich in dem Hotel angekommen, wo das Forum stattfand. Es war ein riesiger Hotelkomplex. Mit Schwimmhalle, Tennisplätzen und einem kleinen Zoo. Die Zimmer waren ebenfalls ziemlich luxuriös eingerichtet. Mir wurde jedoch gesagt, dass das eher untypisch für russische Veranstaltungen der Jugendarbeit ist.

Und dann war es soweit — das 11. Forum der deutschen Jugend Russlands. Für mich waren die Tage sehr anstrengend, da alle Veranstaltungen auf Russisch waren und meine Sprachkenntnisse dafür noch nicht ausreichten. Deswegen habe ich mir immer jemanden gesucht, der für mich übersetzt. Zum Glück waren einige Personen anwesend, die beide Sprachen fließend beherrschen. Es gab runde Tische zu den verschiedensten Themen und ich habe einige sehr interessante Dinge erfahren, auch wenn ich nicht sehr oft mitdiskutieren oder mitreden konnte. So habe ich dennoch etwas über die Wichtigkeit der deutschen Sprache in der Russlanddeutschen Kultur, über Bräuche, über die Jugendarbeit und viele andere Themen gelernt.

Am meisten ist mir jedoch der Samstagabend im Gedächtnis geblieben, als eine Art „Jahrmarkt der Organisationen“ stattfand. Im Rahmen dieses Jahrmarktes hatten die anwesenden Organisationen die Möglichkeit sich vorzustellen und etwas zu präsentieren. Als ich in den Veranstaltungsraum kam, war ich sehr überrascht, überall Trachten, wie ich sie bisher nur aus Bayern kannte, zu sehen und deutsche Volksmusik zu hören. Ich fühlte mich wie in einer Mischung aus Oktoberfest und Schlagerparty. Und das meine ich nicht negativ. Ich war außerdem davon überrascht, wie stolz die Russlanddeutschen auf ihre Herkunft sind und wie wichtig es ihnen ist, ihre deutschen Wurzeln zu bewahren.

Meine Überraschung kann man nur verstehen, wenn man sich bewusst macht, dass es in Deutschland kaum Menschen gibt, die öffentlich sagen, dass sie stolz darauf sind, Deutsche zu sein. Die deutsche Vergangenheit ist in den Augen der meisten Einwohner Deutschlands kein Grund zur Freude und deswegen wird so etwas von den meisten nicht geäußert. Ich zum Beispiel käme nicht auf die Idee, mit einer deutschen Flagge zu wedeln oder die Deutschlandfarben zu tragen.

Ich habe verstanden, dass die Kultur der Russlanddeutschen sehr wenig mit der heutigen deutschen Kultur zu tun hat, sondern dass es sich dabei um eine ganz eigene Kultur handelt. Ich brauchte dennoch etwas Zeit um mich daran zu gewöhnen. Ich hatte an diesem Abend jedoch auch sehr viel Spaß und habe den ersten Volkstanz in meinem Leben getanzt.

Am letzten Tag des Forums sind wir dann schließlich ins Stadtzentrum von Twer gefahren. Dort haben wir das Forum offiziell beendet und am Abend gab es eine tolle Abschlussfeier mit weiterem Kulturprogramm.

Ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit hatte, an diesem Austausch teilzunehmen und bin sicher, dass ich Russland irgendwann noch einmal besuchen werde.

Liebe Grüße,
Almuth
Fotos: Inna Rempel, Lina Khesina, googlemaps

Im Rahmen des Deutsch-Russischen Fachkräfteaustauschs „Demokratie durch Jugendverbandsarbeit“
Gefördert von Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch

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